5. Episode - Interview mit Jan aus der Selbsthilfegruppe Angst-und Depression
Shownotes
Rebecca: Hallo zu einer weiteren Folge von Hörbar Selbsthilfe in Nordfriesland.
Ich bin Rebecca, Mitarbeiterin der Selbsthilfekontaktstelle in Nordfriesland.
Und heute habe ich Jan aus der Selbsthilfegruppe Angst und Depression zu
Gast.
Rebecca: Ja, hallo Jan.
Jan: Hallo Rebecca.
Rebecca: Seit wann bist du in der Angst- und Depressionsgruppe?
Jan: Also, ich bin in der Angst- und Depressionsgruppe seit August 2020. Seit fast
einem Jahr, ja.
Rebecca: Okay. Und wie viele Teilnehmer seid ihr?
Jan: Also, wir sind aktuell vom Kern her, wenn ich mich dazu zähle, müsste ich jetzt
einmal zählen. Das sind jetzt eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Ja, sechs, vom
Kern her. Wir haben meistens immer noch so, dass zwei bis drei dann, sag ich
mal, so alle zwei Monate dazu kommen, aber bei den Letzten haben wir dann
gemerkt, entweder es passt oder es passt halt nicht. Manchmal ist es auch so,
dass wir dann vielleicht die falsche Gruppe sind oder so was. Und die springen
dann halt wieder ab. Aber uns ist jeder herzlich willkommen, der mit
Depression zu kämpfen hat. Und, ja, das ist so die Gruppenstärke.
Rebecca: Wie oft trefft ihr euch?
Jan: Einmal die Woche, jeden Donnerstag.
Rebecca: Und wo finden die Treffen statt?
Jan: Das ist in Rödemis bei der Kirche, in den Kirchenräumen. Die haben wir halt
gemietet, wir zahlen da einen gewissen Obulus. Weil aufgrund Corona
letztendlich die Platzverhältnisse da ein bisschen besser ist. Da ist es
großräumiger, wir können die Abstände besser einhalten. Und wenn aber die
Gruppengröße, sag ich jetzt mal, kleiner als vier ist oder so was, dann gehen
wir auch in die KIBIS Räume wieder. Also, je nachdem, wie es gerade passt.
Rebecca: Wie setzt sich eure Gruppe zusammen? Frauen, Männer gemischt?
Jan: Beides. Gemischt. Also wir haben eins, zwei Frauen, ja, und vier Männer.
Rebecca: Sehr gemischt. Und wie ist der Altersdurchschnitt?
Jan: Auch von bis. Ich weiß gar nicht, wie alt der Älteste von uns ist. Aber die sind
schon im Rentenalter, sage ich jetzt mal. Und der Jüngste ist, glaube ich,
zweiunddreißig.
Rebecca: Okay.
Jan: Und ich hänge mit zweiundvierzig irgendwo in der Mitte.
Rebecca: Was ist dein persönlicher Gewinn durch das Engagement in der Selbsthilfe?
Jan: Mein persönlicher Gewinn, ja, ist die – wie soll man das sagen – ist die
wöchentliche Reflektion letztendlich. Weil, die Krankheit Depression hat ja
viel mit Verhalten zu tun. Da kann man jedenfalls jede Menge dabei
rausholen, dass es einem besser geht. Durch Verhaltenstherapie oder durch
Sachen, die man sich halt angewöhnt. Und zu dieser Sache gehört dann auch,
dass man sein eigenes Verhalten dann auch reflektiert und sich von anderen
natürlich auch Rat und Tipps holt. Das ist so das persönliche Plus für mich, das
ich mir da raushole. Es ist jetzt nicht so, dass wir dasitzen und bloß über
unsere Krankheit nachdenken, so was alles. Es ist manchmal auch so, dass wir
in den Treffen dann halt überhaupt nicht über Depression schnacken, sondern
nur über Gott und die Welt, und einfach nur eine schöne Zeit zusammen
haben. Also das passiert auch. Also, es ist jetzt nicht so, dass wir alle heulend
im Kreis sitzen und uns selbst bemitleiden. Überhaupt nicht. Es ist so, dass
das auf Grund dass die Mitglieder der Gruppe alle irgendwo, ja, so
facettenreich das Krankheitsbild der Depression auch ist, ja, hat jeder
irgendwie sein eigenes Ding, wie er damit umgeht. So, und von diesem
Facettenreichtum profitiert nachher einfach jeder. Wenn er dann sagt,
Mensch, dass kenne ich, so habe ich mich auch mal gefühlt, erstmal das
Verständnis, dass einem da entgegengebracht wird, und, versuch doch mal
das und das. Und, ich habe da ein gutes Buch. Oder, rufe doch da und da mal
an. Und das ist so das Persönliche, das ich da so rausziehe.
Rebecca: Was bedeutet die Gruppe für dich?
Jan: Also, ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass sie ein Anker ist oder so. Aber
es ist etwas, was ich zurzeit nicht missen möchte, weil es mir doch eine
Möglichkeit gibt, besser mit meiner Krankheit umzugehen, als wenn ich die
Gruppe nicht hätte. Das bedeutet für mich momentan die Gruppe. Und es
sind sehr, sehr nette und sehr, sehr liebe Menschen.
Rebecca: Wo kriege ich denn nähere Infos zu deiner Selbsthilfegruppe?
Jan: Also nähere Infos bekommst du über KIBIS selber. Und letztendlich von KIBIS
wird dann meistens die Telefonnummer des Gruppenleiters sozusagen dann
rausgegeben. Das hat sich jetzt geändert. Also, ich bin momentan auch
zusammen mit einem anderen auch wieder Gruppenleiter oder
Ansprechpartner für die Gruppe. Einen richtigen Leiter haben wir nicht. Dann
bekomme ich meistens die Telefonnummer oder so lief das bisher, dass dann
der Gruppenleiter oder der Verantwortliche die Telefonnummer des
entsprechenden Patienten oder Gastes bekommen hat. Der hat dann Kontakt
aufgenommen. Dann ist man einfach mal vorbeigekommen, hat sich
beschnuppert bei der Gruppensitzung sozusagen. Ja, und entweder ist man
dann geblieben oder nicht. Je nach dem.
Rebecca: Welche Vorteile hat deiner Meinung nach die Selbsthilfe?
Jan: Also, die Selbsthilfe Vorteile, ja, bei Depression ist es irgendwann so, dass man
an einen Punkt kommt, wo einem der Arzt nicht mehr helfen kann. So, du
nimmst ein Medikament und alles ist gut oder so was. Das ist bei weitem nicht
so, auch wenn es jede Menge Medikamente gibt. Die können dir ein Stück
weit auf dem Weg helfen. Aber um diese Krankheit letztendlich besser
händeln zu können, man wird niemals gesund damit. Das ist so. Man wird
niemals geheilt, meiner Meinung nach jetzt. Man lernt damit zu leben und
man kann nachher gut damit leben. Ganz klarer Vorteil ist einfach, sie hilft mir
auf meinem Weg durch meine Depression. Das ist ganz einfach. Das ist ein
ganz wichtiger Baustein, ein ganz wichtiger Punkt. Bestes Beispiel: ich hatte
vor Weihnachten 2020, also letztes Weihnachten, hatte ich eine Krise wieder,
wo die Depression dann wieder richtig ausgebrochen ist. Durch Überlastung,
ich bin sehr wetterfühlig, ich mag die dunkle Jahreszeit nicht, das zieht mich
von vornherein schon mal runter so. Und wenn dann Stress halt dazu kommt.
Bei mir ist es ganz viel, wenn ich Stress habe, dann reagiere ich da sehr, sehr
empfindlich drauf. So, und dann war ganz einfach ein Satz in die Gruppe, in
die WhattsApp Gruppe bei uns rein, so, und dann hast du auch gleich zwei,
drei Rufnummern, wo du auch akut anrufen kannst, die ich vorher nicht
kannte. So, und das ist nun auch ein Riesenvorteil. Die können dir gleich
helfen. Die wissen auch, womit sie dir helfen können, weil es viele Sachen
gibt, die mir gar nicht helfen, so nach dem Motto „ach, wird schon alles
wieder“, und „ach, komm doch mal vorbei“ und so was alles. Ne, da wird
einem dann konkret geholfen, womit man dann auch was anfangen kann. Das
sind dann auch Vorteile letztendlich.
Rebecca: Ja, vielen Dank, Jan.
Jan: Bitteschön.
Rebecca: Ja, für das Gespräch.
Jan: Sehr, sehr gerne.
Rebecca: Möchtest du weitere Informationen der Angst- und Depressions-
Selbsthilfegruppe haben? Dieses und weitere Information zu aktuelle
Selbsthilfegruppen findest du auf unserer Homepage www.kibis-nf.de.
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