4. Episode - Interview mit Ursel - Leiterin der Parkinson Regionalgruppe Südtondern
Shownotes
Rebecca: Hallo zu einer weiteren Folge von Hörbar Selbsthilfe in Nordfriesland.
Ich bin Rebecca, Mitarbeiterin der Selbsthilfekontaktstelle in Nordfriesland.
Und heute habe ich Ursel Steffens aus der Parkinson-Gruppe zu Gast.
Rebecca: Hallo Ursel.
Ursel: Ja hallo, und danke, dass ich hierherkommen durfte.
Rebecca: Gerne. Meine erste Frage: Seit wann bist du in der Parkinson
Selbsthilfegruppe hier in Nordfriesland?
Ursel: Also, seit 1984 leite ich die Gruppe Südtonern. Bin durch einen Neurologen,
der ansässig in Niebüll war, Dr. Elsässer, angefragt worden, um vielleicht die
Bewegungstherapie, früher sagte man noch die Sportstunde, leiten könnte.
Von Parkinson hatte ich gar keine Ahnung. Muss auch gestehen, ich wusste
gar nichts davon. MS ja, weil eine Freundin von mir MS hatte, aber das konnte
ich ja leicht machen, ich bin ja Sportlehrerin, insofern bin ich dann so dazu
gekommen und war doch ganz schön erstaunt und traurig, was Parkinson
überhaupt für eine Krankheit ist.
Rebecca: Bist du denn selbst betroffen?
Ursel: Nein, bin ich nicht. Sage ich auch danke dafür, dass ich das nicht bin, und habe
eben durch die Erkrankten und durch die Teilnehmer gelernt, was ist
Parkinson. Also, Theorie und Praxis sehen ja immer anders aus. Und ich habe
viel durch die Praxis gelernt. Und es haben sich Freundschaften gebildet. Und
aus diesen Freundschaften bekommt man sehr viel mit. Das ist nicht nur das
Äußerliche, sondern auch das Innerliche, was ist da mit mir los, was geht da
überhaupt mit mir los. Ja, so bin ich zur Selbsthilfegruppe Parkinson
gekommen. Muss auch dazu sagen, wir waren erst der Flensburger Gruppe
angeschlossen und sind dann später eigenständig geworden. Also, die
Westküste ist noch nicht so besiedelt mit Regular-Leitergruppen, wie wir uns
das wünschen. Also, mein Bereich ist Niebüll Festland. Einmal im Monat fahre
ich nach Föhr rüber. Und einmal im Monat nach Sylt. Da treffen wir uns
einmal auf Sylt in den Sylter Werkstätten jeden Dienstag des Monats. Wie
gesagt, ich habe da eine ganz nette Sportlehrerin, Petra Carstens, die die
Bewegungstherapie macht. Und auf Föhr, da machen wir leider nur so
Gesprächskreise, weil wir da leider noch keinen gefunden haben.
Rebecca: Ok, also gibt es hier in Nordfriesland drei oder vier Gruppen?
Ursel: Also, zwei Gruppen in Husum und Südtondern. Und Südtondern, da ist auch
die Insel Sylt, Föhr und Amrum dabei.
Rebecca: Ok.
Ursel: Und Südtondern eben Festland bis Schafflund geht das in etwa, und dann, wie
gesagt, ab Bredstedt kommen die Leute und die Betroffenen und
Angehörige gehen dann nach Husum.
Rebecca: Was ist denn dein persönlicher Gewinn durch dein Engagement in der
Selbsthilfe?
Ursel: Ja, Menschen kennengelernt zu haben, die ich sonst nie kennengelernt hätte.
Das geht soweit, dass wir sogar – wir kommen gerade von einer Urlaubsreise
in Bad Bevensen, da sind wir in einem Heidehotel der Fürst Donnersmark
Stiftung. Das ist ein Hotel, Hotel geworden, früher war es nur ein Gästehaus
für Menschen mit Beeinträchtigungen. Also, wenn irgendwie etwas vorfallen
sollte, ist immer ein examinierter Krankenpfleger oder Krankenschwester
auch nachts da, und es wird dann sofort gehandelt. Und ich glaube, das würde
man nicht machen, wenn man – ich sage immer, wenn die Chemie nicht
stimmt untereinander. Also, ich denke, auch wie wir beide uns das erste Mal
gesehen haben, das klappt schon.
Rebecca: Ja.
Ursel: So ist das eben auch bei der Erkrankung, habe ich dankend noch nicht erleben
müssen, dass ich mit keinem zurechtkam.
Rebecca: Und wie kriege ich nähere Infos zu der Gruppe?
Ursel: Ja, wir haben also Flyer, die wir verteilen, die bei den Ärzten liegen, auch bei
uns in Niebüll im Krankenhaus. Das Gleiche gilt auch für die Husumer Gruppe.
Und, ja, wie kommt man zu uns? Man steht zwar auch in der Zeitung, aber
man hat immer eine Hemmschwelle. Es ist Gottseidank die Telefonnummer
dabei. Und ich kriege doch hin und wieder Anrufe und dann haben wir das
Gespräch erstmal so am Telefon. Dann versuche ich eben auch die Leute
persönlich kennenzulernen, dass wir einen Termin machen. Und, dass man
überhaupt sieht, wen haben die Betroffenen und Angehörigen vor sich. Was
ist das überhaupt für eine Person. Und umgekehrt für mich natürlich auch,
wie kann ich helfen. Das muss man eben versuchen zu sehen und in Einklang
zu bringen und Tipps zu geben, was mache ich, was kann ich machen, was
sollte ich machen.
Rebecca: Ja, also, auf jeden Fall auch über das KIBIS Infoheft gibt es ja auch einmal die
Kontaktdaten. Und auch eine Homepage? Ich hatte da mal ein bisschen
recherchiert, dass das www.herr-parkinson-hand-frei.de ist. Da kann man ja
dann auch…
Ursel: Ja, da kann man dann auch… Und über die deutsche Parkinson Vereinigung,
da kann man dann auch was rausfinden. Und über den Landesverband auch.
Also, es gibt da Möglichkeiten, und man weiß vielleicht auch, der Betroffener,
wenn er schon älter ist, nicht so im Internet firm ist, dass die Kinder das
machen und man dann so zueinander findet.
Also, ich würde auf keinen Fall, wenn ich hier jemanden sehen würde, zu ihm
hingehen und sagen, sie haben Parkinson, also Sie müssen mal zu mir
kommen. Das macht man einfach nicht. Das ist eben, das muss jeder selbst
entscheiden, gehe ich dahin oder gehe ich da nicht hin.
Rebecca: Ja, jetzt habe ich schon meine letzte Frage. Welche Vorteile hat deiner
Meinung nach die Selbsthilfe?
Ursel: Welche Vorteile? Dass man Menschen mit Erkrankung kennenlernt. Und ich
bin nicht alleine. Leider haben sie das auch. Und wie gesagt, wenn die Chemie
unter den Erkrankten und auch Angehörigen stimmt, dann ist es ein ganz ganz
großer Vorteil. Ich habe in meiner Gruppe auf dem Festland zwei Schwestern,
die sich immer gewehrt haben, und die jetzt immer sagen, das ist so schön,
dass es dich gibt. Was wollen wir mehr.
Rebecca: Vielen Dank Ursel für das nette Gespräch.
Ursel: Gerne. Und ich habe mich auch gefreut. Und hoffe, damit vielen Betroffenen
und Angehörigen das ein bisschen leichter zu machen, tatsächlich die
Selbsthilfegruppe auszusuchen, reinzuschnuppern, sich die Chance geben, und
vor allem auch der Gruppe und der Leitung die Chance zu geben. Gemeinsam
sind wir stark.
Rebecca: Vielen Dank, Ursel, für deinen Einblick.
Möchtest du weitere Informationen zur Parkinson Selbsthilfegruppe? Diese
findest du auf der Homepage www.herr-parkinson-hand-frei.de.
Hast du Interesse an weiteren Selbsthilfegruppen in Nordfriesland, dann besuche doch mal unsere Homepage www.kibis-nf.de.
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