26. Episode - Interview mit Hendrik aus der Selbsthilfegruppe für Menschen mit einer Hochsensibilität

Shownotes

Rebecca: Hallo und herzlich Willkommen zu einer weiteren Folge von Hörbar – Selbsthilfe in Nordfriesland. Ich bin Rebecca, Mitarbeiterin der Selbsthilfe Kontaktstelle in Nordfriesland. Und heute habe ich Hendrick zu Gast. Er ist in der Selbsthilfegruppe für Menschen mit einer Hochsensibilität.
Rebecca: Ja, hallo Hendrick. Seit wann bist du in der Selbsthilfegruppe? Hendrick: Von Anfang an. Es war ja so, dass ich mich hier bei KIBIS erkundigt hatte nach einer Selbsthilfegruppe für den Bereich Hochsensibilität. Und daraufhin der Aufruf gestartet wurde, eine Gruppe zu gründen, die jetzt so seit ungefähr einem halben Jahr besteht. Rebecca: Ok. Und für wen ist die Selbsthilfegruppe gedacht? Hendrick: Also, die Gruppe nenn sich Gruppe für Menschen mit einer Hochsensibilität. Was natürlich ein Begriff ist, über dessen Definition man sich jetzt lange unterhalten kann. Und ich denke, so allgemein bei den Gruppen im psychologischen und psychiatrischen Bereich, dass da die Trennschärfe natürlich nicht so klar ist wie bei Selbsthilfegruppen im somatischen Bereich. Rebecca: Wie wichtig ist für dich die Selbsthilfe? Hendrick: Also, der Impuls entstand bei mir dadurch, sich mit dem Thema weiter zu beschäftigen. Und da ist eine Selbsthilfegruppe ja eben ein Baustein. Rebecca: Hatest du schon im Vorfeld Erfahrung mit Selbsthilfe? Hendrick: Also, ja. Ich hatte auch schon Selbsthilfegruppen für den Bereich Autismus besucht, auch für ADHS, was ja beides auch Entitäten sind, die Schnittmengen haben mit Hochsensibilität. Was man alles zusammen, die Hochbegabung könnte man eben da auch noch aufführen, auch noch zusammenfasst als neurodivergentes Spektrum. Rebecca: Und wieviel Menschen seid ihr momentan in der Gruppe? Hendrick: Also, insgesamt haben bisher so zehn verschiedene Menschen teilgenommen. Aktuell hat sich die Gruppe jetzt aber reduziert auf einen, dafür dann auch festen Stamm von drei Teilnehmern. Rebecca: Wie seiht denn ein Gruppentreffen bei euch aus? Hendrick: Also, wir treffen uns jetzt hier. Wir haben uns festgelegt auf den ersten und dritten Dienstag im Monat um achtzehn Uhr hier bei KIBIS in Husum. Und, ja, so eine feste Struktur hat sich noch gar nicht etabliert. Dafür ist die Gruppe auch zu jung bzw. die Fluktuation auch zu groß gewesen. Wobei eben, wenn ein neuer Teilnehmer da gewesen ist, dann der erstmal so im Mittelpunkt gestanden hat, der ja auch neue Ideen zum Thema mitbringt. Wenn das jetzt nicht der Fall ist, was die letzten zwei male der Fall war, dann haben wir, wie das ja bei Selbsthilfegruppen häufig so ist, so eine Blitzlichtrunde angefangen. Also, sich über aktuelle Erlebnisse unterhalten oder Stimmung oder Erfahrung, die gemacht wurden seit dem vorangegangenen Treffen. Über Organisatorisches sprechen wir auch am Anfang. Zum Beispiel gibt es ein bzw. zwei Vorträge zum Thema Hochsensibilität, die jetzt im Raum stehen. Und dann ergibt sich irgendein Gespräch, von dem vorher nicht klar ist, wohin es sich entwickelt. Rebecca: Was ist denn dein persönlicher Gewinn durch das Engagement in der Selbsthilfe? Hendrick: Wie an vielen anderen Stellen geht es ja auch hier um Erkenntnis. Selbsterkenntnis, Welterkenntnis. Was ja auch wiederum miteinander zusammenhängt. Dass man da weiß, man trifft auf Menschen, die auch ein Interesse daran haben. Auf so einer etwas durchdachteren, tieferen Ebene eben die Dinge zu thematisieren, was ja auch eins der Merkmale ist, die man in Zusammenhang mit der Hochsensibilität nennt. Rebecca: Wer kann sich denn melden? Ich hatte ja im Vorfeld hier in der Kontaktstelle auch schon Anrufe, dass sich Menschen gemeldet haben und sagten, also, ich habe jetzt keine klare Diagnose zu diesem Thema, aber ich habe schon das Gefühl, wenn ich so lese, was Hochsensibilität ist, dass ich mich da wiederfinde. Kann ich denn als Person, wenn ich nur so das Gefühl habe, mich dann hier melden? Hendrick: Also, jeder ist willkommen zur Selbsthilfegruppe. Als Diagnose gibt es Hochsensibilität ja auch gar nicht. Es ist ja auch keine Krankheit, sondern eine Charaktersauprägung oder eine bestimmte Ausprägung der Wahrnehmung. Rebecca: Und dann nochmal für die Zuhörer und Zuhörerinnen: Was ist denn genau Hochsensibilität? Könntest du das kurz in Worte fassen? Hendrick: Ja, das ist natürlich ein großes Thema, zu dem viele Bücher geschrieben sind und Artikel und Sendungen und so weiter. Also, wenn man das kurz macht, könnte man sagen, es ist ein reduzierte Reizfilter, also eine intensivere Wahrnehmung von Reizen über verschiedene Sinneskanäle. Und damit einhergehend auch eine gründlichere und langfristigere und nachhaltigere Verarbeitung und ein stärkeres Assoziieren vernetzen. Wie ich vorhin schon sagte, sind das ja auch Merkmale, die man auch im Zusammenhang mit Autismus, besonders dem hochfunktionalen Autismus, dem Asperger- Syndrom, mit Hochbegabung und ADHS findet, wo es auch zwischen all diesen Phänomenen so viele Doppelzuschreibungen gibt. Und die Trennschärfe auch nicht so ganz klar ist. Aber die Hochsensibilität ist von diesen vieren das, was am schwersten zu objektivieren ist. Wohin der Autismus und ADHS ja klinische Diagnosen sind. Und die Hochbegabung, wobei auch das umstritten ist, zumindest etwas ist, was man versucht, über Intelligenztestung darzustellen. Das ist bei der Hochsensibilität noch am schwersten, wobei es ja auch hier Experten gibt, die zum Beispiel auch in Praxen niedergelassen sind. Die das als Schwerpunkt haben, die sich damit befassen und dazu beraten. Rebecca: Wo bekomme ich nähere Infos zu der Selbsthilfegruppe? Hendrick: Also, es kann jeder Interessent gerne teilnehmen. Vom Organisatorischen her ist das dann so, dass man sich einfach in der Geschäftsstelle von KIBIS NF melden soll, damit sichergestellt ist, dass das Treffen an dem Termin auch nicht ausfällt. Und bisher war es dann so, dass dann hier von der Geschäftsstelle ein telefonischer Kontakt zur Gruppe hergestellt wird. Ist jetzt aber auch nicht die Voraussetzung, aber ist bisher so gehandhabt worden. Rebecca: Und zum Schluss. Welche Vorteile hat, deiner Meinung nach, die Selbsthilfe? Hendrick: Die Selbsthilfe allgemein? Ja, man hat die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten oder Gleichbetroffenen auszutauschen. Was einfach eine andere Ebene ist und eine Ergänzung zu Fachleuten. Es ist ja zum Beispiel auch so, dass man in Kliniken, insbesondere in psychiatrischen oder psychosomatischen Kliniken ja auch der Patientengemeinschaft eine besondere therapeutische Bedeutung zuweist. Was ja vom Prinzip er auch so etwas ist wie eine Selbsthilfegruppe, nur eben nicht im ambulanten Bereich. Rebecca: Ja, Hendrick, vielen Dank für das Gespräch. Hendrick: Ja, gerne.

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