25. Episode - Interview mit Tatjana aus der Schmerzlos Selbsthilfegruppe

Shownotes

Rebecca: Hallo zu einer weiteren Folge von Hörbar – Selbsthilfe in Nordfriesland. Ich bin Rebecca, Mitarbeiterin der Selbsthilfe Kontaktstelle in Nordfriesland. Und heute habe ich Tatjana zu Gast aus der Selbsthilfegruppe Schmerzlos. Rebecca: Hallo Tatjana. Tatjana: Hallo Rebecca. Rebecca: Seit wann gibt es die Selbsthilfegruppe? Tatjana: Wir sind noch eine sehr junge Gruppe. Uns gibt es seit Februar bzw. März dieses Jahres. Rebecca: Ok. Noch ganz frisch. Tatjana: Ja, noch ganz frisch, genau. Es war ja schon mal eine Selbsthilfegruppe so vor 2-3 Jahren geplant. Dann kam aber Corona und es ist daher nicht zur Gründung gekommen. Umso erfreuter sind wir natürlich, dass es dieses Jahr geklappt hat. Rebecca: Für wen ist die Selbsthilfegruppe gedacht? Tatjana: Also, die Selbsthilfegruppe ist gedacht für alle Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen, aber auch für ihre Angehörigen. Wir haben in der Gruppe aktuell ein Paar, da ist sie mit chronischen Schmerzen behaftet. Und dann kommt immer noch ihr Ehemann mit dazu, um sie zu unterstützen, aber auch, um von uns anderen Betroffenen zu hören, wie es uns geht, was wir zu berichten haben, was für Erfahrungen wir gemacht haben. Und das hilft beiden. Rebecca: Und wie wichtig ist für dich die Selbsthilfe?
Tatjana: Also, für mich ist die Selbsthilfe ganz arg wichtig, weil ich dort einen Raum habe, wo ich ganz offen über meine Schmerzen, meine Leidensgeschichte, meine Krankheitsgeschichte berichten kann. Ich weiß, in der Gruppe sind Gleichbetroffene, die wissen, von was ich rede, wenn ich sage, ich habe heute wieder einen ganz schlechten Tag gehabt mit Schmerzen. Es sind ja nicht nur Schmerzen, die uns Patienten begleiten und den Alltag erschweren. Es sind ja auch andere Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben. Chronische
Schmerzpatienten haben oft auch Bewegungseinschränkungen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, oftmals auch begleitet von schweren Erschöpfungszuständen. Und das führt natürlich auch in Folge zu sozialer Isolation oder zu Problemen Im Alltag, im Berufsleben oder eben auch mit der Familie zu Stress und Konflikten, wenn man sich immer wieder erklären muss, ich kann heute nicht mit ins Kino gehen, ich muss leider das Essen absagen, weil ich halt wieder Schmerzen habe. Rebecca: Wieviel Menschen sind denn momentan in eurer Gruppe? Tatjana: Also, aktuell sind wir sechs. Wir sind ja, wie gesagt, erst am Anfang. Doch bereits beim letzten Treffen im August sind drei neue Leute dazu gekommen. Das fand ich ganz toll. Rebecca: Wie sieht denn ein Gruppentreffen bei euch aus? Tatjana: Also, in der Regel haben wir eine sogenannte Blitzrunde. Da geht es darum, ja, wie geht es dir denn gerade, was ist seit dem letzten Treffen passiert? Genau, jeder spricht dann ein paar Minuten über das aktuelle Befinden. Und dann wird noch geklärt, gibt es ein aktuelles Thema, über das man noch gerne reden möchte. Beim letzten Mal war da ein Mitglied, kam frisch aus einer Klinik und war so mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden. Und war etwas niedergeschmettert, etwas hilflos und verzweifelt. Und da konnten wir sie dann ein bisschen aufmuntern und sie motivieren, am Ball zu bleiben und bei den Übungen zu bleiben, die man ihr dort gezeigt hat. Auch eben die Informationen für sich zu nutzen. Es ist ein langer Weg, den Schmerzpatienten gehen müssen. Rebecca: Und gibt es bei den Treffen auch Veranstaltungen oder Seminare für die Teilnehmer? Tatjana: Also, bisher noch nicht. Das ist erst so langsam im Aufbau, da ich ja erst seit Juni die Gruppe begleite, gibt es das, wie gesagt, noch nicht. Aber die Gruppenbegleitung bedeutet ja auch dann, dass ich die Gruppe anleite und moderiere. Ich betreue die Emailadresse. Erinnere da die Gruppenmitglieder an die nächsten Treffen. Und gebe aber auch Informationen, die vom Verein kommen gerne weiter. Rebecca: Ok. Ja, wie oft trefft ihr euch? Und wo? Tatjana: Also, wir treffen uns einmal im Monat. Und zwar jeden vierten Montag im Monat um achtzehn Uhr in der Kirchengemeinde in Husum Rödemis in der Friedrichstraße siebenundzwanzig. Rebecca: Was ist denn dein persönlicher Gewinn durch das Engagement in der Selbsthilfe? Tatjana: Also, mein persönlicher Gewinn ist auf jeden Fall der gemeinsame Austausch mit den Gleichbetroffenen. Ich kann ganz anders reden in der Gruppe. Ich werde ernst genommen. Ich kann meine Erfahrungen, die ich bisher gesammelt habe, einfach auch mit in die Gruppe bringen. Und das ist auch für jeden eine wertvolle Zeit, in der wir uns austauschen. Aber es ist ja nicht so, wie man jetzt denkt, eine Jammergruppe und sitzen im Kreis und sprechen ausschließlich über unsere Krankheiten, der irrt. Wir lachen auch ganz viel und sprechen auch über viele andere schöne Dinge im Leben, wie z.B. den letzten Urlaub. Rebecca: Wo bekomme ich nähere Infos zu der Selbsthilfegruppe? Tatjana: Also, nähere Infos zur Selbsthilfegruppe gibt es ja zu einen über den Verein. Also, das ist der Verein uvsd-schmerzlos.de. Das ist die unabhängige Vereinigung aktiver Schmerzpatienten in Deutschland. Da kann man sich vorab selbst informieren. Dort gibt es ganz viele Informationen und Tipps zu Schmerzen, zum Umgang mit Schmerzen, Infoflyer, Tipps zu Büchern, zu Filmen. Es gibt auch Podcasts. Es gibt auch Erfahrungsberichte von vielen Betroffenen. Es gibt Schmerztelefon. Und es gibt eine Vereinszeitschrift, die heißt „aktuell“. Auch dort gibt es ganz viele Themen zum Gesundheitswesen, aber eben speziell auch zu chronischen Schmerzerkrankungen, neue Therapieformen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Rebecca: Gibt es denn auch Aktivitäten außerhalb der Gruppentreffen? Tatjana: Ja, das wollen wir auf jeden Fall machen. Z.B. Kaffee trinken gehen oder einen Spielenachmittag machen oder einen Ausflug. Ganz sicher haben wir uns aber schon verabredet, in diesem Jahr gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt in Husum zu gehen. Ganz wichtig ist mir auch zu sagen, dass wir eine WhattsApp Gruppe haben. So ein Monat ist ja sehr lang. Und mitunter ist es auch ja mal wichtig, einfach mal in die WhattsApp Gruppe zu schreiben, ach, ich habe heute keinen so guten Tag, wie sieht es bei euch aus: Und wenn dann das Feedback kommt, oh ja, mir ist es heute auch nicht so gut, aber das wird bestimmt schon wieder. Sich einfach gegenseitig aufzubauen denke ich, ist ganz wichtig. Jetzt auch, wo wir in die anstehende dunklere Jahreszeit kommen. Wo die Tage kürzer werden, wo man nicht mehr so raus kann, wo das Wetter ein bisschen usselig wird und dann jeder mit gefühlt mehr Schmerzen zu kämpfen hat. Rebecca: Und zum Schluss: Welche Vorteile hat deiner Meinung nach die Selbsthilfe? Tatjana: Die Selbsthilfe ist eine Hilf, wie der Name schon sagt, zur Selbsthilfe. Ich bin nicht mehr allein. Ich kann mich austauschen. Gemeinsam ist man eben stärker. Und, geteiltes Leid ist halbes Leid. Es ist eigentlich so ein Sprichwort, wo viele denken, na ja. Aber es ist tatsächlich so. Geteiltes Leid ist nur ein halbes Leid, wenn ich weiß, ich habe eine Gruppe, die mich unter Umständen auffängt, die weiß, wovon ich rede. Dort bekomme ich Tipps oder auch eben den Erfahrungsaustausch oder eben auch Anregungen, wenn einer berichtet, ach ja, bei mir hat z.B. die Meditation geholfen oder eine Ernährungsumstellung. Und der andere dann für sich sagt, ok, das habe ich auch schon mal gehört. Aber wenn ich weiß, dass hat ihr oder ihm geholfen, dann ist das für mich ja nochmal ein neuer Impuls, das zu probieren. Und vielleicht habe ich ja auch Glück und es bringt zumindest eine Linderung. Rebecca: Vielen Dank, Tatjana. Tatjana: Ja, gerne. Ich danke auch. Vor allem, dass ich hier sein durfte, um unsere Schmerzgruppe vorzustellen.

    Weitere Informationen der Selbsthilfegruppe findest du unter 
     www.uvsd-schmerzlos.de. Möchtest du Informationen zu anderen 
     Selbsthilfegruppen? Dieses findest du auf  www.kibis-nf.de. Wir sind auch bei 
     Facebook unter KIBISNF oder auf Instagram @kibisnf.

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