24. Episode - Interview mit Michael aus der Suchtselbsthilfegruppe Freundeskreis Husum

Shownotes

Rebecca: Hallo zu einer weiteren Folge von Hörbar – Selbsthilfe in Nordfriesland. Ich bin Rebecca, Mitarbeiterin der Selbsthilfe Kontaktstelle in Nordfriesland. Und heute habe ich Michael zu Gast bei mir aus der Selbsthilfegruppe Freundeskreis für Suchtkranke und Angehörige. Rebecca: Ja, hallo Michael. Michael: Ja, hallo. Rebecca: Seit wann bist du beim Freundeskreis für Suchtkranke? Michael: Ja, ich bin jetzt mittlerweile siebzehn Jahre schon dabei.
Rebecca: Wie wichtig ist für dich die Selbsthilfe?
Michael: Ja, es ist ein sehr wichtiger Punkt in meinem Leben geworden, denn ich bin ja selbst Betroffener. Und mir war es damals sehr wichtig, in die Selbsthilfegruppe zu gehen, um einfach zu lernen, wie ich mit meiner Krankheit, meiner Suchtkrankheit umgehen muss. Und deswegen ist es für mich wichtig, immer wieder in die Suchtselbsthilfegruppe zu gehen. Rebecca: Ok. Bist du denn auch die Leitung? Oder wie läuft das bei Freundeskreis? Michael: Ja. Bei uns heißt es Gruppenverantwortliche. Ich bin der Gruppenverantwortliche für den Freundeskreis Husum. Genau. Rebecca: Ok. Und wie viele Menschen sind in eurer Selbsthilfegruppe momentan? Michael: Ja, momentan haben wir, wir sind ca. ein Stamm von zehn. Aber wir haben immer wieder Zugänge, Abgänge. Oftmals auch beruflich bedingt, dass einige wegmüssen. Aber andere schauen sich dann nochmal eine andere Gruppe an. Aber wir sind ein Stamm von zehn Teilnehmern. Rebecca: Wie sieht denn ein Gruppentreffen bei euch aus? Michael: Ja, wir treffen uns jeden Freitag Abend um zwanzig Uhr hier in Husum im Bonhoeffer Haus. Das ist ein Gemeindehaus der Christus Gemeinde. Dort stellt man uns einen Raum zur Verfügung. Wir treffen uns immer von zwanzig bis zweiundzwanzig Uhr. Una, ja, wie sieht so ein Abend aus. Es sind die unterschiedlichsten Menschen bei uns. Es sind nicht nur Betroffene bei uns in der Gruppe, sondern auch Angehörige. Das ist uns auch wichtig, dass Angehörige dabei sind. Dass die sich auch austauschen können. Und, ja, bei uns ist es so, bei uns gibt es keine festen Rituale, sondern wir beginnen mit einer ganz normalen Vorstellungsrunde. Bei uns ist es auch wichtig, dass wir uns mit Vornamen ansprechen. Und bei uns sind alle gleichberechtigt. Rebecca: Und die Treffen sind auch kostenfrei? Michael: Ja, das ist uns auch wichtig, dass das eben kostenfrei ist, dass es nichts kostet. Rebecca: Gibt es bestimmte Voraussetzungen, um an einem Gruppentreffen teilzunehmen? Michael: Nein, bei uns gibt es keine Voraussetzungen. Bei uns kann man jederzeit jeden Freitag Abend kommen. Wenn man da ist, dann ist man da. Und kann daran teilnehmen. Aber auch ist es möglich, das machen auch viele, sich bei mir vorab telefonisch melden. Meine Kontaktdaten findet man auf der Webseite von Freundeskreis Suchthilfe in Schleswig-Holstein. Dort sind Kontaktadressen mit Telefonnummer und Email angegeben. Und man kann sich dann da auch vorher bei mir melden. Das ist überhaupt kein Problem. Rebecca: Und in dem Moment ist es auch wichtig, dass ohne Konsum, also dass einer nüchtern am Treffen teilnimmt? Oder wie sieht das da aus? Michael: Das ist bei uns nicht Voraussetzung.
Rebecca: Ok. Michael: Bei uns haben wir das auch schon häufig gehabt, dass bei uns einige kommen und sich erstmal informieren wollen, die noch nicht abstinent sind. Und von daher ist es für uns auch kein Problem. Wichtig ist uns nur, dass es nicht die anderen Teilnehmer stört, falls er noch eine Fahne hat oder eine verwaschene Stimme oder wie auch immer. Das ist uns wichtig. Aber ansonsten ist das keine Voraussetzung. Rebecca: Was ist denn dein persönlicher Gewinn durch das Engagement in der Selbsthilfe? Michael: Mein persönlicher Gewinn. Also, ich bin, also am Anfang war es mir sehr wichtig, wie gehe ich mit meiner Suchtkrankheit um. Und da sind verschiedene Facetten im Leben, ob es die Familie ist, ob es der Arbeitsplatz ist oder der Freundeskreis, Nachbarschaft. Und, ja, ich wollte einfach von den anderen Teilnehmern von ihren Erfahrungen hören. Und das war mir sehr wichtig, weil ich mich am Anfang für meine Krankheit auch sehr geschämt habe. Und ich habe jetzt im Laufe der Monate, Jahre, ich bin auch selbstbewusster geworden. Und das ist ein toller Gewinn in der Zeit, wo ich jetzt in der Gruppe bin. Und das möchte ich auch nicht mehr missen, dass ich jetzt eben selbstbewusster geworden bin. Rebecca: Wo bekomme ich nähere Infos zu eurer Gruppe? Michael: Ja, nähere Infos entweder von mir persönlich, wenn man sich telefonisch oder per Email bei mir meldet. Oder über unsere Webseite vom Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe in Schleswig-Holstein. Dort findet man alle Kontaktadressen hier in Nordfriesland oder auch anderen Selbsthilfegruppen in andren Kreisen in Schleswig-Holstein. Rebecca: Ja, und bei uns in der Info Broschüre. Und zu Schluss: Welche Vorteile hat, deiner Meinung nach, die Selbsthilfe? Michael: Die Selbsthilfe hat einen großen Vorteil für Menschen, die den Umgang mit ihrer Krankheit einfach im alltäglichen Leben lernen möchten und praktisch ihre Erfahrung der Teilnehmer, wir geben unsere Erfahrung, unsere Geschichte weiter. Jeder erzählt am Abend auch seine eigene Geschichte und dort kann jeder Teilnehmer oder Neuzugang vieles lernen. Und das ist uns sehr wichtig. Für mich am Anfang war es schwierig. Ich hatte sogenannte Schwellenangst, weil ich nicht wusste, was mich da so erwartet in einer Selbsthilfegruppe. Und da habe ich dann schnell gelernt, dass man dort auch nicht gezwungen wird, etwas zu sagen, sondern uns ist es auch wichtig, dass man erstmal zuhören kann. Und das ist ein toller Gewinn bei uns in der Gruppe selber. Es ist familiär und man hört einfach zu. Viele haben Ängste, Sorgen, Nöte. Und die möchte er auch erstmal loswerden. Und da ist er bei uns richtig. Wir hören zu. Und jeder Einzelne kann auch seine Geschichte weitererzählen und der andere kann von dem anderen lernen. Und das ist für uns Hilfe zur Selbsthilfe. Rebecca: Ja, Michael, vielen Dank für dein Interview. Michael: Ja, gerne.

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