8. Episode - Interview mit Ute aus der Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch Kranker

Shownotes

Rebecca: Hallo zu einer weiteren Folge von Hörbar – Selbsthilfe in Nordfriesland. Ich bin Rebecca, Mitarbeiterin der Selbsthilfe Kontaktstelle in Nordfriesland. Und heute habe ich Ute aus der Angehörigen Selbsthilfegruppe von psychisch Kranken zu Gast. Rebecca: Hallo Ute. Ute: Hallo Rebecca. Rebecca: Seid wann bist du in der Selbsthilfegruppe? Ute: Ähm, seit Mitte 2018. Also knapp dreieinhalb Jahre. Rebecca: Dreieinhalb Jahre schon. Wieviel TeilnehmerInnen seid ihr? Ute: Wir sind jetzt seit unserem letzten Treffen sechs. Davor waren wir vier ganz lange. Und jetzt sind halt noch zwei dazu gekommen. Also, wir haben jetzt jemanden, der ist erst achtzehn, also jemand ganz junges, der da mit drinnen ist. Das ist der Sohn von einer Mutter, die auch mit in der Gruppe ist. Die sind jetzt ganz neu dabei. Und dann sind wir alle vom Alter her so um die fünfzig plus minus. Rebecca: Ok, also Altersdurchschnitt ist eigentlich eher so fünfzig, aber ihr habt jetzt auch einen ganz Jungen. Ute: Und wir haben dann auch noch einen Mann dabei. Rebecca: Einen Mann, ok. Ute: Ja, genau. Also, ich glaube, ganz am Anfang war da mal ein Mann dabei. Das habe ich von den anderen so mitbekommen, als ich noch nicht da war. Und dann waren wir ganz lange nur Frauen. Und jetzt haben wir schon etwas länger wieder einen Mann dabei. Und das belebt das auch nochmal wieder, die ganze Sache aus männlicher Sicht zu hören, ist auch sehr interessant. Also, da lernt man auch selber nochmal eine ganze Menge dazu. Rebecca: Das kann ich mir vorstellen. Wie oft trefft ihr euch? Ute: Wir treffen uns einmal im Monat. Immer jeden dritten Montag abends. Rebecca: Wo finden die Treffen statt? Ute: In Husum bei KIBIS. Das ist das Gebäude rechts neben dem Bahnhof. Rebecca: Also ziemlich zentral bei uns. Warum besuchst du die Selbsthilfegruppe? Ute: Ja, ich wollte damals, brauchte unbedingt jemanden, mit dem ich sprechen konnte, der die gleichen Erfahrungen gemacht hat wie ich. Also, ich habe einen Partner gehabt, der schwer krank, so mittelschwere Depression und Burnout hatte. Und ich wollte gerne, irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass keiner so richtig versteht, was ich gesagt habe, wenn ich mit anderen gesprochen habe. Und weil man psychische Krankheiten auch nicht erkennen kann nach außen. Und ich wollte einfach mit Menschen sprechen, die genau wissen wovon ich rede. Und deswegen habe ich mich überwunden, in so eine Gruppe zu gehen, was mir nicht so leichtgefallen ist, aber letztendlich habe ich es nie bereut. Rebecca: Was ist dein persönlicher Gewinn durch dein Engagement in der Selbsthilfe? Ute: Also, ich bin total selbstbewusst dadurch geworden. Und habe eben gemerkt, dass es viele Menschen gibt, die das Gleich durchmachen, bzw. ich habe auch gemerkt, dass es viele gibt, denen es noch viel schlechter geht als mir. Und, ja, also mir hat das nur geholfen. Und ich habe dadurch auch auf jeden Fall eine supertolle Freundin gefunden. Und eigentlich verstehe ich mich mit allen ganz gut. Auch mit denen, die da jetzt neu kommen. Rebecca: Wie wichtig ist für dich die Selbsthilfe? Ute: Also, für mich ist das sehr wichtig, weil ja doch auch für andere Sachen. Also, irgendwie bringt mich das persönlich auch immer ein Stück weiter. Ja, da kann man vor allem auch einfach so gerade rausreden, ohne dass man vorher überlegen muss, was kann ich sagen, was kann ich nicht sagen. Einfach so sprechen, weil, das bleibt auch im Raum. Und, ja, mich hat das auch viel befreit. Rebecca: Wie läuft ein Gruppentreffen ab? Ute: Also, wir treffen uns zu einer bestimmten Uhrzeit, halb acht glaube ich, genau. Und denn sitzen wir in der Runde. Und wenn ein Neuer kommt oder eine Neue, dann stellen wir uns einmal rundherum alle kurz vor. Warum wir da sind. Und, dass ja, dass halt jeder Bescheid weiß, kann jeder von sich eben erzählen, was er in den letzten Wochen so erlebt hat oder was er auf dem
Herzen hat. Und wir hören dann zu, geben vielleicht auch Tipps oder, ja,
diskutieren das halt. Irgendwie haben wir am Ende immer das Gefühl, dass die Zeit mega schnell vergangen ist und dass wir alle ein Stück weiter befreit sind. Ja. Rebecca: Welche Vorteile hat deiner Meinung nach die Selbsthilfe? Ute: Ja, man kann sich persönlich einfach weiterentwickeln und brütet nicht so vor sich selber hin. Und, ja, kann sich halt mit anderen austauschen. Rebecca: Wo bekomme ich nähere Infos zu der Selbsthilfegruppe?
Ute: Ja, entweder einfach bei KIBIS einfach anrufen oder, ich habe damals in der Email geschrieben, dass ich Interesse habe und gefragt habe und, ja, das ist das, was ich so vorschlagen würde. Oder selber vorbeigehen zu den Bürozeiten, dann kann man sich auch gut informieren. Rebecca: Wenn du jetzt überlegst, dass du so diese Regelmäßigkeit. Tut es dir da wirklich gut - auch gerade, wenn du weißt jetzt mit dem Partner, dass diese Schwierigkeiten da sind – für dich? Ute: Ja, auf jeden Fall. Also, wir sind nicht mehr zusammen. Rebecca: Ok. Ute: Mein Partner ist ausgezogen. Er wollte das lieber für sich alleine klären, was auch in Ordnung ist. Das war für mich eine harte Zeit, aber ich habe halt viel für daraus gelernt. Rebecca: Und trotz Trennung bist du immer noch in der Gruppe? Ute: Ja, natürlich. Ich habe ja auch noch drei Kinder. Und, ich brauche das einfach für mich selber, um einfach, ja, damit ich auch da bleibe wo ich bin. Und, aber ich glaube, ich würde auch nicht mehr zurückfallen. Ich fühle mich schon ziemlich gefestigt. Und ich habe auch das Gefühl, dass ich auch gut anderen jetzt helfen kann mit meiner Geschichte. Rebecca: Wann bist du das erste Mal so richtig in Kontakt gekommen mit der Selbsthilfe? Ute: Also, ich habe, ich glaube, das war Mitte Mai 2018. Da habe ich mal gegoogelt. Und einfach überhaupt, ob es so was gibt so eine Selbsthilfegruppe. Und, ja, dann habe ich eine Email geschrieben. Und zum ersten Treffen da bin ich nicht gegangen, da habe ich mich nicht getraut. Das weiß ich noch genau. Beim zweiten Treffen war ich kurz davor. Da stand ich schon unten am Gebäude und wollte eigentlich gar nicht reingehen. Aber ich habe mich dann trotzdem überwunden und ich habe gesagt, ich brauche ja nichts sagen, ich höre nur zu. Ich habe dann am Ende doch was gesagt. Hätte ich nicht gedacht. Und, ja, ich habe es nie bereut und bin froh, dass ich damals den Mut gehabt habe, dahin zu gehen. Rebecca: Ja. Und warst du auch schon in anderen Selbsthilfegruppen? Ute: Nee, bisher nicht. Rebecca: Ok. Das war wirklich die Gruppe. Ute: Ja. Rebecca: Ja, Ute, vielen Dank für deinen Einblick. Ute: Gern geschehen.

    Weitere Informationen zur regionalen Selbsthilfe in Nordfriesland findest du 
     auf unserer Homepage www.kibis-nf.de. Für Schleswig-Holstein haben wir 
     vierzehn Kontaktstellen. Und die Information rund um die einzelnen 
     Kontaktstellen findest du auf www.selbshilfe-sh.info

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